Bürgermeistertreffen beim Grenzfest 2018

Sieben Bürgermeister feierten bei böhmischer Blasmusik – 24. Grenzfest zwischen Erlbach und Schönbach/Luby

 

 

Genau zwischen dem sächsischen Marktneukirchner Ortsteil Erlbach und der im böhmischen Vogtland liegenden Stadt Schönbach/Luby findet alljährlich auf einer Waldlichtung ein Grenzfest statt. Wir haben in diesem Jahr dort sieben Bürgermeister getroffen, welche alle eine sehr enge Beziehung zu dieser Veranstaltung zwischen den traditionellen Musikstädten Markneukirchen, Schönbach und Bubenreuth haben. Seit 2004 und 2016 bestehen zwischen den Gemeinden auch Partnerschaften und in diesem Jahr fand das 24. Grenzfest statt.

 

 

 

Wir wollten die Erfahrungen der Bürgermeister zu diesem völkerverbindenden „zweisprachigen“ Fest wissen und haben sie befragt. Hans Kreuzinger ist Altbürgermeister von Schönbach/Luby und mit deutschen Wurzeln verbunden. „Herr Kreuzinger, man kann Sie als den Vater des Grenzfestes bezeichnen, Sie sind somit ein Mann der ersten Stunde, wie kam dieses Fest genau an der deutsch-tschechischen Grenze eigentlich zustande?

 

Kreuzinger: „Das Grenzfest ist ganz spontan entstanden", erinnert er sich. „Ich war damals Bürgermeister von Schönbach/Luby und habe mich mit dem Bürgermeister von Wernitzgrün, Jürgen Wagner, getroffen und Kontakt aufgenommen. Erst kamen nur ein paar Leute gleich hinterm Grenztor zusammen. Drei Tische haben ausgereicht. Von Jahr zu Jahr ist das Fest aber immer größer geworden und wir mussten auf die Wiese ausweichen. Welchen Umfang es in den 24 Jahren seines Bestehens mittlerweile angenommen hat können Sie sehen: Parkplatznotstand, keine Sitzbank bleibt leer, Warteschlangen vor den Versorgungsständen, großer Andrang bei den Freundschaftsballons und beim Kinderschminken, dichtes Spalier bei einem Korso deutscher und tschechischer Oldtimer-Fahrzeugen. Das Fest wird von deutscher und tschechischer Seite sehr gut angenommen und die Kontakte werden auf kommunaler Ebene ausgebaut und gepflegt.“

 

Die derzeitige Bürgermeisterin von Schönbach ist Anita Černiková und unsere Frage „Wer muss denn die Ärmel hochkrempeln und diese Veranstaltung ausrichten und organisieren?“, beantwortet sie folgendermaßen:

 

Černiková: „Dank für dieses schöne Fest muss ich meinen Vorgängern Hans Kreuzinger und Karel Kubes und auf deutscher Seite Erlbachs Ortschefs Annelie Wunderlich, Klaus Herold und jetzt André Worbs aussprechen. In den 24 Jahren hat sich die Organisation eingespielt, jeder weiß, was er zu tun hat. Das funktioniert mit zwei Sprachen, mit zwei Währungen, mit zwei getrennten Bauhöfen und ohne dass wir dazu einen Beschluss fassen müssen. Die Standbetreiber arbeiten auf eigene Rechnung und sowohl auf deutscher als auf tschechischer Seite können wir einen Zuschuss beantragen. Von diesem Geld bezahlen wir dann die Kapelle, wie in diesem Jahr die böhmische Blasmusikkapelle Horalka.“

 

André Worbs ist Ortsvorsteher aus dem angrenzenden Erlbach. Von ihm wollten wir erfahren „Hat dieses Fest auch darüber hinaus Auswirkungen auf die persönlichen, kulturellen und politischen Beziehungen zwischen den beiden Orten?“

Worbs: „Bei diesem Fest führt die große Politik keine Regie. Man lernt sich kennen und schätzen. Über dieses Fest wurden auch die Kontakte zu den Schulen und Kindereinrichtungen verfestigt, man lernt gegenseitig die Sprache. Die freiwilligen Feuerwehren treffen sich regelmäßig und arbeiten grenzüberschreitend zusammen. Beide Kommunen suchen nach Möglichkeiten, die Infrastruktur im „Randgebiet“ zu verbessern. Dazu bedarf es persönlicher Kontakte. Wo lassen sich diese besser knüpfen als in lockerer Atmosphäre, z.B. auf dem Grenzfest. Worbs hob die Bedeutung des Festes so hervor: „Nicht überall in Europa wird an einer Grenze so gefeiert wie bei uns.“

 

Seit 2017 hat Bubenreuth eine Partnerschaft mit der Stadt Schönbach/Luby und die Bubenreuther besuchten nun schon zum dritten Mal diese kulturelle und mit viel Musik verbundene Veranstaltung. Dem Bubenreuther Bürgermeister Norbert Stumpf stellten wir die Frage: „Wie werden die Besuche und Kontakte zu diesem Fest in der „früheren Heimat“ von den in Bubenreuth angesiedelten Geigenbauern aufgenommen?“

 

Stumpf: „Ja, wir sind schon zum dritten Mal unterwegs zum Grenzfest und ich freue mich immer wieder, dass die Fahrt, kaum angekündigt, vollständig ausgebucht ist. Wenn ich die Teilnehmerliste durchgehe, finde ich viele Namen, die durch ihre Vorfahren - so wie ich auch - eine Verbindung in das Schönbacher Land haben aber auch welche, die einfach nur an der Geschichte unseres Ortes Interesse haben und die Partnerschaft mit Leben füllen. Das freut mich ganz besonders, schließlich ist die Geschichte der Vertreibung und Integration in diesem Größenverhältnis in Bayern, ich meine sogar in Deutschland, einmalig. Besonders freut es mich, dass durch diese Kontakte ein erster Gegenbesuch vereinbart wurde. Der Frauenchor „Juběnky“ aus Schönbach/Luby wird am 6. Oktober beim Gruppensängerfest der Sängergruppe Baiersdorf zum ersten Mal in Bubenreuth auftreten.

 

Text und Foto: Heinz Reiß

 

Im Bild von links:

André Worbs (Ortsvorsteher der Stadtteilgemeinde Erlbach), Hans Kreuzinger (Altbürgermeister von Schönbach/Luby), Jürgen Wagner (Altbürgermeister von Wernitzgrün), Anita Černiková (Bürgermeisterin von Schönbach/Luby), Andreas Rubner (Bürgermeister von Markneukirchen), Klaus Herold (Altbürgermeister von Erlbach), Norbert Stumpf (Bürgermeister von Bubenreuth)

 

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